Die gesellschaftlichen Veränderungen durch Globalisierung, Digitalisierung und Emanzipation wirken sich auch auf unser Bildungssystem aus. Das frühere Gang-Schulen Prinzip mit Frontalunterricht in Großgruppen und dem Ziel der Anpassung und Rollenidentifikation (Mädchen / Jungen) ist längst überholt.
Bildung im 21. Jhd. setzt auf flexible Räume, die von den Schulkindern selbst gestaltet und individuell verändert werden können. Architektur und Pädagogik bilden eine Symbiose, in der die Schüler durch freies, off enes und geleitetes Lernen zu selbstbewussten und kritisch denkenden Menschen ausgebildet werden. In Europa fi ndet man in Skandinavien viele gelebte Beispiele, aber auch bei uns sind an einigen Schulen bereits deutliche Veränderungen sichtbar.
Wann, wie und wo lernt man? Und warum? Warum ist die Gestaltung von (Lern)Raum wichtig? Wie verändert Raum unser Befinden, unser Agieren, unser Verhalten? Der Raum als dritter Pädagoge – wie ist das realisierbar?
4K steht für vier Kompetenzen, die im 21. Jahrhundert als besonders wichtig erachtet werden: Kommunikation, Kreativität, Kollaboration und kritisches Denken. 4K ist die deutsche Übersetzung der aus den USA stammenden Four Cs (Creativity, Communication, Collaboration, Critical thinking). Diese wurden von der „Partnership for 21st Century Learning (P21)“ entwickelt.
Als inoffizielles 5-tes K gehört die Fähigkeit für den Umgang mit Komplexität ebenfalls zu diesen wichtigen Kompetenzen. In einer Welt, die offensichtlich nicht mehr mechanistisch steuer- und regelbar ist, ist diese Fähigkeit gerade auf politischer und gesellschaftlicher Ebene entscheidend. Prozess- und lösungsorientierte Wissensvermittlung wird in den Vordergrund gerückt.
Neue Raumkonzepte leben von zentralen Orten und flexiblen Lernbereichen. Im Neubau lassen sich solche Konzepte leicht verwirklichen. Im Bestand ist dies eine Herausforderung: bei einer nachhaltigen und zukunftsweisenden Erneuerung von Bestandsschulen sind die meist sehr starre Raumaufteilung des Bestandes, Denkmalschutz, Brandschutz u.a. komplexe Themen.
Wir beschäftigen uns in diesem Entwerfen mit Bildungs- und Lernräumen und der gesellschaftlichen Entwicklung von Architektur und Raumproduktion in Wechselwirkung mit sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit. Dabei entwickeln wir räumlich, atmosphärischen Szenarien für die Weiterentwicklung der Bildungslandschaft Nals im Innen- und Außenraum.
1: Analyse
Welche Anforderungen werden an die Menschen des 21.Jh. gestellt und wie können sie sich am besten darauf vorbereiten? Schule ist nicht nur ein Gebäude – Schule ist Lernraum, Begegnungsraum, Interaktionsraum, Rückzugsraum, Arbeitsraum, Erholungsraum, Bewegungsraum, physischer Raum, virtueller Raum, Ermöglichungsraum, Diskussionsraum, Kreativitätsraum – ist Lebensraum.
Wir arbeiten mit einer Grundschule in Nals in Südtirol. Das Bestandsgebäude soll erweitert werden, damit zukünftig einerseits mehr Kinder, andrerseits auch flexibleres Lernen Platz findet. Im Austausch mit den Schulkindern, den Pädagog*innen, den Referent*innen der Schule sowie der Gemeinde entwickeln wir neue Visionen und entwerfen Szenarien.
Nach der ersten Analyse starten wir drei Tage in einen direkten Austausch mit den Nutzer*innen. Wir besuchen die Schule in Nals, lernen die Gemeinde kennen und arbeiten vor Ort in Workshops mit den Kindern, Pädagog*innen, Gemeindevertreter*innen u.a. mit unterschiedlichen Methoden und Werkzeugen an neuen Visionen.
2. Konzept
Aus der Analyse der Schule und den Visionen der Nutzer*innen erstellt Ihrdas Raumprogramm für die Grundschule Nals:
– Wo und wie wird künftig gelernt?
– Welche Atmosphäre brauchen welche Räume?
– Wie kann man flexibel auf Veränderungen reagieren?
– Was findet in der Schule, was draussen statt?
– Wie kann die Gemeinde eingebunden werden?
3. Entwurf
Basierend auf Eurem Raumprogramm und Eurem Entwurfskonzept gestaltet den neuen Lernort: dabei könnt Ihr mit räumliche Inzenierungen im Innenraum, einer Umgestaltung oder Erweiterung des Bestands und/ oder einem ergänzenden Neubau arbeiten.
Wir freuen uns auf ein spannendes Semester mit Euch!
Judith Prossliner
Eric Sidoroff
Josef Watschinger
Felix Perasso